Ilhan lernte ihren Vater nie kennen. Denn Ilhan wurde schon als Waisenkind geboren. Ihre Mutter Rukia war mit ihr schwanger, als ihr Mann eines Morgens einfach nicht mehr aufwachte. Es war ein weiteres furchtbares Unglück, das die bettelarme Familie traf.
Schon zuvor hatten sie durch eine Flut alles verloren. Ihre kleine Hütte und auch die wenigen Habseligkeiten: einfach weggeschwemmt. Die einzigen Zuflucht der Familie war das zweitgrößte Flüchtlingslager der Welt: Dadaab an der kenianisch-somalischen Grenze.
Viel zu dünn für ihr Alter
Ilhan ist ein sehr zartes Mädchen von neun Jahren und das siebte Kind von Rukia. Sie ist viel zu dünn für ihr Alter. Wenn wieder einmal die Nahrungsmittelrationen im Lager gekürzt werden müssen, weil das Geld fehlt, geht Ilhan oft hungrig schlafen. „Wenn ich Hunger habe, mache ich schnell die Augen zu und versuche zu schlafen. Dann tut der Bauch nicht so weh“, erzählt sie tapfer.
In ihren Träumen ist Ilhan Englisch-Lehrerin!
Doch das ist nicht der größte Kummer der Neunjährigen. Ilhan wünscht sich nichts sehnlicher als zur Schule gehen zu dürfen. Sie möchte nicht so unglücklich werden wie ihre großen Schwestern, die kein Wort lesen und schreiben können. „Ich möchte so gerne lernen. Ich will mich anstrengen. Wirklich!“ verspricht sie mit fester Stimme. In ihren Träumen ist sie Englisch-Lehrerin!